Hallo Edith,
deine Worte sind (für mich) kälter als jedes Klicken, mit dem sich ein Gast wortlos davonstiehlt.
Liebe und Leidenschaft sind es doch, die unsere Welt vorantreiben.
Leidenschaft ließ Columbus Amerika entdecken. Sehnsucht trieb ihn durch die Meere. Durch Leidenschaft büßte van Gogh ein Ohr ein, weil seine Farben und Bilder nicht so gelangen, wie er es sich vorstellte und er verzweifelte. Millionen Menschen lieben seine Bilder, fühlen sein Leid in jedem Pinselstrich. Seine Leidenschaft erfüllt seine Kunst mit Magie. Leidenschaft lässt Lagerfeld und co. für uns die schönste Mode entstehen. Ohne ihre Liebe wären es Säcke. Leidenschaft schickt uns auf den Mond. Leidenschaft schickt Kinder auf die Welt. Leidenschaft lässt Fanasie erblühen. Ja und Leidenschaft macht uns auch verletzlich.
Ich brauche diese Leidenschaft auf der Line. Ich kann und will diese Distanz nicht, ich will mich einbringen. Auch ich habe mir vor kurzem rote Schuhe gekauft, empfinde mich leidenschaftlich, erotisch, lasses es zu, dass ich ICH bin auf der Line, mehr noch als in meinem sehenden Beruf, in dem ich oft eine Maske tragen muss, ein funktionierendes Wesen sein muss. Auf der Line aber kann ich mir den Luxus erlauben, mich in Fantasien und Lust fallen zu lassen, ja ich kann mir den Luxus erlauben, die Männer zu lieben, die mich anrufen, Lust zu empfinden wenn ich mir vorstelle, dass sie ihren Schwanz in der Hand haben, wenn sie anrufen. Es bereitet mir Freude und Lust und Ja - DAS BIN ICH. Ich bin es in dieser Nacht und ich bin es morgen früh. Ich küsse den Mann der mich seinen Höhepunkt hören ließ und liebe ihn für ein Dankeschön. Empfinde Traurigkeit, wenn ich höre, dass er einfach so versucht mich wegzuklicken. Ich kann lieben und kann leiden und sauge jedes dieser Gefühle in mir auf. Diese Leidenschaft wirkt sich total positiv in meinem sehenden Leben aus. Vielleicht bemerke ich auch, dass sie schon immer da war.
Viele Frauen (jetzt vielleicht nicht unbedingt du) bzeichnen ihre Kunden als alte Säcke, kleine Wichser u.ä. Ich hatte es schon gehört und das hat mich verletzt.
Keiner meiner Gäste ist ein alter Sack, selbst wenn seine Stimme älter klingt. Keiner meiner Gäste ist ein geiler Bock, selbst wenn seine Wünsche noch so außergewöhnlich sind. Keiner meiner Gäste ist ein kleiner Wichser, selbst wenn die meisten ihren Schwanz bereits in der Hand halten, wenn sie bei mir anrufen. Ich erlaube mir, sie zu lieben. Den Luxus kann ich mir auf der Line erlauben. Ich weiß nicht, ob der ein oder andere in Messi ist, sich nicht wäscht oder ein Ekel von Chef ist. Ihre Stimmen hören sich durchweg gut an. Ich kann mir erlauben meine Augen zu schließen, ein Sahnetörtchen, ob dick oder dünn, ob alt oder jung, auf dem Sofa liegen zu sehen mit dem Schwanz in der Hand und ich gönne mir den Hunger auf dieses leckere Teilchen. Ich erlaube mir und gönne mir den Luxus, besser noch die Freiheit, sie zu begehren und zu lieben. Ja und es tut weh, wenn sie mich wegklicken, selbst wenn ich es ihnen nicht übel nehmen will.
Vielleicht bin ich ein bischen handfester als Annabell. Vielleicht bin ich masochistischer als sie. Aber ich habe beschlossen zu bleiben, mit den Männern zu leben, die bleiben und mit denen zu leben die gehen, und das werde ich mit Leib und Seele tun.
Sharie