Mein erstes Gespräch werde ich niemals vergessen. Es ist über 20 Jahre her. Es gab da noch keine Lines, keine Mehrwertnummern, keine Handys und Internet schon gar nicht.
Es war der Tag, an dem ich mich in einer Agentur vorstellte. Heute würde man dazu wohl Callcenter sagen. Es gab 2 Büroräume, in der je ein Arbeitsplatz war. Zunächst hörte ich mir die Informationsgespräche an. Denn diese Art Telefonsex war vollkommen anders. Der Kunde rief an und informierte sich zunächst über Preise und Service. Die Gespräche wurden zum Festpreis abgerechnet mit damals 50 bis 60 DM pro Gespräch, wobei die Gespräche auf ca 20 bis 30 min festgelegt waren. Gezahlt hat der Kunde in Nachhinein. Postfach oder Bank, später dann auch Lastschrift und Kreditkarte.
Ich lauschte also der Callerin zunächst mal bei einigen Infogesprächen zu, bis sie dann ein Gespräch führte. Ich hörte ihr zu und dachte nur, dass kann ich nicht. Das geht gar nicht. Ich war eh sehr unerfahren, bin so erzogen worden, dass man über Sex nicht spricht. Und da saß ich tatsächlich in einer sogenannten Telefonsex Agentur und lauschte einem Gespräch zu... so einem Gespräch...
Meine "Mentorin" erklärte mir noch mal genau, worum es geht. Wichtigste war das Infogespräch. Und falls der Kunde sich entscheidet, ein Gespräch zu führen, gab mir sie eine Liste der Angaben, die ich beim Kunden abfragen sollte. Das Telefon klingelte... es gab wieder ein Gespräch und sie verschwand ins Nebenzimmer mit den Worten, dass ich die nächsten Gespräche annehmen sollte.... WASSSS ICH?
Und dann ging das Telefon... ich nahm ab... und er wollte ein Gespräch.... OHHHHHHHHH..... Mit zitternden Händen schrieb ich alles auf, was wir benötigten, prüfte die angegebenen Daten, rief zurück und lies den Kunden dann wieder anrufen.
Ca 20 Min.... es war der Hammer... Inhaltlich eigentlich einfach.. also aus heutiger Sicht natürlich. Er kam.. er bedankte sich und wir legten auf. Mein Mund war trocken, die Lippen kribbelten und ich konnte meinen Mund nicht entspannen. Aber... wow, dachte ich. Sollte es wirklich so einfach sein? Nachdem ich mich erst mal ein wenig erholt hatte, freute ich mich riesig, dass ich es geschafft hatte. Eigentlich wirklich nicht so schwer. Ich nahm den Job dann an.